Psychiatrische
Begleitsymptome
Die psychiatrischen Begleitsymptome, die bei Kindern mit Asperger-Syndrom möglicherweise auftreten können, werden als heterotypen Komorbidität bezeichnet, da die auftretenden Störungen nicht der gleichen Krankheitsgruppe angehören. Die Kernsymptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), also Aufmerksamkeitsdefizite, eine motorische Unruhe sowie hohe Impulsivität gelten als häufigst erwähnte Begleiterscheinung einer autistischen Störung. In vielen Fällen wird bei Kindern mit Asperger-Syndrom in der frühen Kindheit zunächst die Diagnose ADHS gestellt, denn die typischen Interaktionsstörungen stehen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Vordergrund des Störungsbildes des Asperger-Syndroms.
Übersicht: |
Es ist anzunehmen, dass
zusätzliche Belastungen mit Symptomen aus dem Bereich der
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen mit einer größeren
Beeinträchtigung im Alltag einhergehen. Eine
gründliche Diagnostik kann sich demnach für weitere pädagogische
Handlungsschritte als nützlich herausstellen. Dies ist vor allem im Grundschulalltag zu beobachten.
Weitere Studien ergaben, dass Personen mit Asperger-Syndrom eine
höhere Rate an oppositionellen Strungen vorweisen als Personen mit
anderen Beeinträchtigungen des autistischen Spektrums. Des
Weiteren stellte sich heraus, dass eine deutliche
Aggressivitätssteigerung bei Kindern mit niedrigem IQ und
herabgesetzten Fertigkeiten im Bereich der expressiven Sprache zu
beobachten war, welche durch eine schwere soziale Beeinträchtigung
und einem hohen Ausmaß der repetitiven Verhaltensweisen
begünstigt
wird.
Angststörungen stellen ein weiteres psychiatrisches Begleitsymptom dar und gehören zu den häufigsten komorbiden Störungen innerhalb des autistischen Spektrums. Die Angst bezog sich bei den meisten Betreffenden auf mehr als ein Objekt oder eine Situation. Die am häufigsten genannte Angst wurde vor Menschenmengen oder Injektionsnadeln geäußert, viele betreffende Kinder äußerten zusätzlich Angst vor lauten Geräuschen.
Bei dem klinischen Bild des Asperger-Syndrom besteht außerdem eine Tendenz zur Komorbidität mit Schlafstörungen. Eltern gaben während einer Untersuchung (vgl. Richdale 1999) mit 44-83% an, dass ihre Kinder unter Einschlafproblemen litten, vermehrte Schlafprobleme zeigten sich bei Betreffenden mit normaler intellektueller Leistungsfähigkeit. Man geht davon aus, dass bei Menschen mit Asperger-Sxndrom möglicherweise der Schlafrythmus und die Schlafarchitektur beeinträchtigt sind.
Ein
weiteres psychiatrisches Begleitsymptom bei Kindern mit
Asperger-Syndrom kann durch Essstörungen auftreten, welche in vielen
Fällen aufgrund eines einseitigen Essverhaltens, bedingt durch
sensorische Besonderheiten im taktil-kinästhetischen Bereich , zustande kommt. Der Body Mass Index vieler
Betroffener ist unterdurchschnittlich, obwohl bei keinem eine
anorektische Störung festgestellt werden konnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das
Asperger-Syndrom eine hohe Komorbidität mit anderen psychiatrischen
Begleitsymptomen aufweist. Es wird deutlich, dass eine gründliche
Diagnostik bei Kindern mit Asperger-Syndrom notwendig ist, um
Lehrkräften die Möglichkeit zu schaffen, die Betroffenen gezielter
im Unterricht, unter individueller Berücksichtigung weiterer
Komorbiditäten, fördern zu können. Der Vollständigkeit halber ist
anzumerken, dass es weitere psychopathologische und neurologische
Begleiterscheinungen bei Betreffenden mit Asperger-Syndrom gibt, der
zuletzt aufgeführte Abschnitt soll jedoch ausschließlich einen
kurzen Überblick über die mögliche Komorbidität darstellen.
.